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Lockdown Neuseeland – Auswasserung – Rückflug

Als der Lockdown 4 in Neuseeland nochmals bis zum 28. April verlängert wurde und der nachfolgende Lockdown 3 nicht allzu viel Lockerung brachte (Anmerkung; Neuseelands Lockdown war um einiges rigoroser als der Schweizer Lockdown), entschied sich Willy, sein Segel-Unterfangen für 2020 definitiv abzublasen. Es  würde womöglich noch lange dauern,  bis sich die Welt vom Corona erholt hätte und somit ein Weitersegeln kaum denkbar sei.

Unser nächster Fokus lag daher, einen Rückflug in die Schweiz und natürlich einen sicheren Winterplatz für die ArohaDorea zu finden. Wir wussten, dass eigentlich nur die Qatar Airways von Zeit zu Zeit Flüge anbietet und so fanden wir für den 19. Mai einen Flug mit Air New Zealand bis Australien und weiter mit Qatar Airways via Doha nach Zürich. Mit dieser Flugbestätigung und mit der Zusicherung von Marsden Cove Marina für die Auswasserung/Hardplatz, gestattete man uns, bereits am 7. und 8. Mai zurück nach Marsden Cove Marina zu segeln und dies, obwohl zu diesem Zeitpunkt weder Segeln noch Fischen erlaubt war. So waren wir ganz alleine in Richtung Norden unterwegs, das einzige Boot weit und breit. Am 11.5. wurde die ArohaDorea ausgewassert und wir hatten noch eine Woche Zeit, das Boot winterfest zu machen (Segel runter holen, alles putzen, kleinere Reparaturen etc). Da es zu dieser Zeit bereits empfindlich kühl wurde und das Boot an Land war, zügelten wir für eine Woche in ein kleines Cottage in der Nähe und genossen es, wieder einmal täglich warm duschen, wieder mit einer Waschmaschine waschen zu können und abends wohlig warm zu haben.

Am 19. Mai, pünktlich um 6 Uhr morgens stehen wir am Flughafen in Auckland beim Check-in und müssen bitter erfahren, dass neu und coronabedingt, für unseren Transitaufenthalt in Melbourne ein Transitvisum erforderlich ist. Es herrscht allgemeine Unsicherheit am Flughafen, denn jede Person beim Check-in erzählt etwas anderes, aber es bleibt dabei, sie nehmen uns nicht mit und mit uns bleiben noch viele weitere Personen (Schweizer, Deutsche, Skandinavier etc.) am Flughafen hängen. Mit einem unbeschreiblich schlechten Gefühl, einem Dreifach-Tief und einigen Flüchen später, marschieren wir aus der Abflughalle  und mieten nochmals ein Auto (das 7. Mal auf dieser Reise) und fahren nach Coromandel Town, wo Willy ein schönes, bequemes Appartement kannte. Am nächsten Tag heisst es, all unsere Papiere für das Visum zu büscheln, einzuscannen, das Beamten-Englisch zu interpretieren und all die Fragen nach gutem Wissen und Gewissen auszufüllen. Schliesslich alles abgeschickt, raffen wir uns auf, um die wieder sonnigen und wärmeren Herbst-/Wintertage mit schönen Wanderungen zu geniessen. Und siehe da, bereits nach zwei Tagen kommen die Visas mit der Garantie, eine Woche später zurückfliegen zu dürfen.

Wieder zurück am Flughafen Auckland und eine Woche später, bildet sich eine Schweiz-Deutschland Allianz, alles Zurückgewiesene. Und nochmals geht ein heftiges Zittern los, bis das komplizierte Check-in Prozedere vorbei und man im Besitz einer Boarding Karte ist. Glück gehabt und gottseidank hatten es diesmal alle – auf jeden Fall alle die wir inzwischen kennen gelernt hatten – auf den Flieger geschafft. Freude herrscht! Ein wunderbares, erleichterndes  Gefühl, nach so langen Wochen Ungewissheit und nach 39 Stunden Flug- und Transitzeit, endlich wieder heimatlichen Boden betreten zu dürfen. Wir empfinden es fast als ein Privileg. Und ja, die Fliegerei war schon etwas anders als gewohnt, aber trotzdem hatten wir nie Angst, irgendwo vom Virus angesteckt zu werden - es waren schliesslich wenige Leute unterwegs, Restaurants und Läden geschlossen, die Transithallen fast leer und die Flugzeuge auch.  – Ende gut, alles gut!

Willy’s Ziel ist es, im Januar 2021, wenn der Spuck hoffentlich vorbei ist, seine ArohaDorea aus dem Winterschlaf zu holen, wieder einzuwassern und nochmals zwei Monate in Neuseeland zu segeln – was ihm dieses Jahr untersagt blieb – und gegen Ende April seine Weiterreise in Richtung Fiji, Vanuatu, Australien, Indonesien etc. anzutreten. Hoffen wir fest, dass es beim zweiten Anlauf klappen wird.

DA/15-6-2020

Morgenessen auf der Fahrt mit Übernachtung in der Bucht der Insel Kawau zur Marsden Cove Marina


Auswasserung in der Marsden Cove Marina

Die ArohaDorea im Winterschlaf

 

Zurück in Neuseeland
Ende Januar, 2020

........ und zweitens kommt es anders als man denkt!

Wie geplant fliegen Willy und ich Ende Januar mit grosser Vorfreude ans andere Ende der Welt, Neuseeland, unsere 2. Heimat. Währenddessen ich das Jetlag (12 Stunden Zeitunterschied) bei Freunden in Auckland überbrücke, fährt Willy raschmöglichst nach Whangarei, um nachzusehen, was alles an seinem Boot gemäss Auftrag und drei Monaten Erledigungsspielraum, gemacht wurde und was nicht. Wie befürchtet war das Meiste noch ausstehend (wie z.B. ein neues Sprayhood und Bimini, Genua-Reparatur, eine Bank für Dieselkanister, Steuerung Hydraulik, Zylinder schweissen bei Ruder, neue Batterien etc. etc.). Die Ausreden der hiesigen Geschäftsleute und Handwerker war unisono; ‚tut uns leid, kamen nicht dazu, es waren ja schliesslich noch die Weihnachtsfeiertage/-Ferien dazwischen‘ (ganze drei Monate - „Kiwi-promises“ wie wir das schon früher nannten). Dass nun die Einwasserung, die auf den 7. Februar geplant war, ins Wasser fällt, war bald klar. Der nächst mögliche Einwasserungstermin war erst gut einen Monat später möglich (dies kommt daher, dass sie in der Norsand Marina täglich nur zwei Boote ins, oder aus dem Wasser hieven können - ist Gezeitenabhängig).
Nun, wir trugen es mit Fassung und entschlossen uns kurzerhand, einen Campervan für 23 Tage zu mieten. Natürlich waren wir so kurzfristig und in der absoluten Hochsaison nicht die Einzigen, die einen Camper wollten und mussten uns daher mit einer zwar teuren, aber alten Klapperkiste, genannt „Happy Camper“, begnügen. Auch hätte der Camper eigentlich „self contained“ sein sollen, aber bei einer Kontrolle in Coromandel, stellte sich heraus, dass die Vermietfirma den Sticker zwar aufgeklebt hatte, aber nicht den richtigen, echten, der von einer Kontrollstelle kommt. Bschiss nennt man das! Nun waren wir halt nicht mehr self contained und campierten von nun an nur noch in den schönen Campgrounds, vorwiegend in den ‚NZ Top 10 Campgrounds‘ - übrigens sehr zu empfehlen. Diese Campgrounds haben alle gut ausgestattete Küchen, BBQ-Areas und bequeme, saubere WC/Duschanlagen. Sie liegen meistens an einer schönen Beach. Hier trifft man - vor allem in den Küchen - meist Leute aus aller Welt an. Wie z.B. an einem Regenabend, als wir auch gerade noch in der Küche assen, ein nettes Ehepaar aus dem Aargau. Oder eines Abends, Willy war gerade dabei den BBQ anzuschmeissen, machte es schwupps und eines der Steaks war weg. Willy sah es gerade noch im Schnabel eines riesen Seaguls davon schweben. Natürlich bediente sich der Frechdachs mit dem Grösseren, also mit Willy‘s Steak, haha!!!

Auch konnten wir mit dem Camper sehr gut all (die meisten) unserer Freunde besuchen. Wir parkierten vor deren Haus, schliefen im Camper, konnten jedoch deren WC und Duschen benutzen. Wir verbrachten somit zwischendurch einige wunderschöne Tage und Abende mit unseren „alten“ Freunden hier. Mit einem Ehepaar, Bill und Ruth Flanagan, frühere Nachbarn in Hahei und selbst Rund-um-die-Welt Segler, die inzwischen fast das halbe Jahr hindurch mit ihrem eigenen Caravan unterwegs sind, trafen wir uns auf einem Campground in Napier. Nebst dem, das sie beide „a lot of fun“ sind, konnte Willy von guten Tipps für seine Weltumsegelung profitieren.
Gleichzeitig fand in Napier, einer Art-Deco-Stadt par excellence (sie wurde 1930 von einem Erdbeben mit anschliessendem Grossbrand zerstört und in der damalig vorherrschenden Art Deco-Architektur wieder neu aufgebaut), das Art Deco Festival statt. Ein genialer Anlass mit über 300 Oldtimern im Stadtzentrum - einer schöner als der andere. Gleichzeitig kleideten sich die meisten Leute im Stil der 30er/40er Jahren. Auch Tanzeinlagen und typisch englische Picknicks in-style durften nicht fehlen.
Ein besonderes Highlight für Willy war ein Tag Hochseefischen bei Ann und Mark. Am frühen Morgen fuhren die fünf Männer/Kollegen weit aufs Meer hinaus und fischten den ganzen Tag um die noch aktive Vulkaninsel "White Island" sage und schreibe 14 Tiefseefische wie Brasse, Gem-Fish, Tuna und Bluenose (gefischt in 300 m Tiefe). Zusammen mit dem Fang vom Vortag (Lobster und Muscheln), wurden wir von den Boys mit leckeren Vorspeisen und Abendessen verwöhnt - dies in Highlight für mich!

Natürlich wollten wir auch die Coromandel-Halbinsel mit der schönsten, üppigsten Vegetation, resp. Hahei, nicht auslassen und mussten nachschauen, ob unser ehemaliges Haus dort noch steht, die tolle Wanderung zur Cathedral Cove unter die Füsse nehmen und schauen, was für neue Häuser gebaut wurden und wie sich der Immobilienmarkt entwickelt hat. Nachdenklich stimmt uns die Tatsache, dass die Häuserpreise hier in den letzten Jahren sooo sehr nach oben geschnellt sind. Selbst einfache Batches (Strandferienhäuser) kosten in Hahei 1 Mio NZD oder mehr - unglaublich. Die günstigsten werden momentan um die NZD 800‘000 gehandelt. Auch die Wohnhäuser in/um Auckland oder anderen Ballungszentren kosten die Meisten über 1 Mio. An etwas privilegierteren Lagen zwischen 2 - 7 Mio. Wir wundern und fragen uns, wie man mit Durchschnitteinkommen von ca. NZD 50‘000 solche Preise stämmen kann? Wohlgemerkt - die meisten Neuseeländer, ca. 90%, besitzen ein Haus, resp. kaufen und verkaufen diese meist nach ca. 10 Jahren wieder. (Anmerkung 1 NZD ist z.Zt. ca. Fr. 0.60)

Nach Abgabe unseres Happy Campers in Auckland wohnen wir nochmals bei unseren besten und ältesten Freunden hier, bei Jill und John Thorrat. John arbeitete vor 40 Jahren zusammen mit Willy in der Druckbranche, drank mit ihm das Feierabendbier, brachte ihm englisch, resp. schottisch bei und führte später auch seine eigene Druckerei. Zusammen mit Jill bekochten wir beide weitere alte Freunde von uns und machten Pläne, dass sie mit uns über die Ostertage in den Bay of Islands segeln kommen würden .......... was wussten wir damals schon?!

Am 6. März kamen wir wieder zurück nach Whangarei Norsand und siehe da, die Genua war montiert, das Bimini/Sprayhood nigelnagel neu und das Bänkli für die Kanister erstellt - unglaublich! Der Einwasserungstermin wurde noch hin und her diskutiert und endgültig auf Freitag, 13. März gelegt - ob das ein gutes Omen ist?
Kurz vorher räumen wird die ArohaDorea auf, werfen einiges weg, putzen sie auf Hochglanz und stocken sie mit Bier, genügend Wein, etwas Gin und Cognac und natürlich mit „Fressalien“ wieder auf.
Judihui, die ArohaDorea schwimmt wieder auf neuseeländischen Gewässer - ein gutes Gefühl.
Der erste Termin wieder auf See haben wir mit Walter Mäder, pensionierter ref. Pfarrer aus Ennetbaden und selbst schon zweimal um die Welt gesegelt. Wir treffen ihn in der schönen Buch „the Nook“ und werden von ihm auf seiner (selbst gebauten) „Papillon“ willkommen geheissen. Nach einem gemeinsamen Erkundungsspaziergang am nächsten Tag und einem Abendessen mit guten und sehr offenen Gesprächen, verabschiedet sich Walter, der auf dem Rückweg nach Norsand/Whangarei (und eine Woche später in die Schweiz) ist.

Unser nächstes Ziel ist die Hobsonville Marina in Auckland, wo wir mit dort in der Nähe wohnenden Freunden abgemacht hatten. Nun, zuerst meldet sich ein Ausläufer eines Cyclones mit fast 200 km Wind an und wir finden es sicherer, diesen in der Marsden Point Marina, welche sehr geschützt ist, abzuwarten. Dieser Ausläufer verliert gottseidank sehr an Intensität, bis er auf die Nordspitze von Neuseeland trifft und so segeln wir nach drei Tagen, relativ rasch und in nur vier Etapppen weiter in Richtung Süden, Auckland entgegen.
Ein schönes Gefühl, vor Rangitoto, der jüngsten Vulkaninsel im Hauraki Gulf (letzte Eruptionsphase vor rund 600 bis 700 Jahren) ganz in der Nähe der Grossstadt Auckland, zu buchten. Auch am nächsten Tag, in den Americas Cup Gewässern die Segel zu hissen und der City of Sails immer näher zu kommen, war ein besonderer Genuss. Jedoch - irgendwie liegt bereits etwas gespenstisches in der Luft. Wir sehen vom Boot aus, dass die Stadtstrände praktisch leer sind und sich auch nicht viele Schiffe im immensen Hafenbecken tummeln. Komisch! Einen kurzen Adrenalinschub verpasst uns die Durchfahrt unter der Auckland Harbout Bridge. Dies, obwohl wir eigentlich wussten, dass es mit unserem 18-Meter Mast gut reichen sollte. Aber wenn man kurz vor der Brücke ist, spielt einem die Optik irgendwie einen riesen Streich und man kriegt plötzlich Angst, dass es doch nicht reichen könnte und fragt sich kurz, ob man ev. den Gezeitenunterschied nicht einberechnet hätte? Aber es reichte und wir jubelten!

Beim Anlegemanöver in der Hobsonville Marina kam auch nochmals eine kurze Aufregung auf. Ausgerechnet beim Anlegen frischten starke Böen auf und Willy musste etwas zirkeln und ich wusste nicht recht, wie das Manöver hier vor sich geht; mit nur halben Zwischenstegen und vorne zwei Pfählen, wo die Mooringline angebracht ist. Gottseidank kamen uns unsere beiden Nachbarn Peter, der Kiwi von einer und Hans, der Holländer von der andern Seite, zur Hilfe und schon lagen wir perfekt in der Marina und waren gut verteut. Hatten noch keine Ahnung, dass dies nun eine längere Bleibe für uns wird.

Lockdown!
Eigentlich wollten wir hier nochmals Reparaturen durchführen lassen. Unser Wassermacher streikte wieder. Der Windindikator fiel immerzu aus und offziell mussten wir noch durch einen NZ-Elektriker ein Zertifikat erstellen lassen, damit wir in den Marinas an Strom anstecken können. Dies benötigt nochmals elektrische Anpassungen. Zudem wollten uns hier all unsere Auckland-Freunde einmal ein Bsüechli auf dem Boot abstatten.
Nun - am folgenden Tag vernahmen wir, dass Neuseeland bereits in die Corona-Warnstufe 3 eingeteilt war und innerhalb von 2 Tagen auf Stufe 4, also in den Lockdown Modus erhöht würde. Nach und nach verstanden wir, was das für uns bedeutete und wir wollten in letzter Minute noch warme Sachen einkaufen, damit wir die kalten Tage, die da kommen mögen - es ist ja schlieslich Herbst hier - gut auf dem Boot überstehen würden. Wir kaufen uns in downtown Auckland, das schon einen Tag vor dem Lockdown wie eine Geisterstadt aussieht, auch noch sehr teure Gesichtsmasken (10 Stück à NZD 30.-), aber immerhin haben wir welche! Und wir mieteten in letzter Sekunde einen Mietwagen, denn wir dachten, wir hätten damit doch noch etwas mehr Spielraum und wenn es auf dem Boot zu eng oder zu kalt würde, wir z.B. nach Matamata fahren könnten, um dort das leer stehende Haus unserer Freunde Ruth und Bill, zu bewohnen. Aber auch das zeigte sich als Trugschluss. Unsere Nachbarn auf Pier C erklärten uns rasch und deutlich, was wir noch durften und was nicht. Es zeigte sich, dass wir nun wahrhaftig in der Marina gefangen waren/sind. Das Mietauto können wir nur NUR zu Einkaufszwecken gebrauchen. Leider schlossen sie am Lockdown-Tag hier in der Marina natürlich das Restaurant (was klar war). Was wir aber nicht verstanden war, dass auch die WC/Duschanlagen und die Waschküche/Waschmaschinen geschlossen wurden.

Da es viele kleine „Polizisten“ rund um uns hat und auch zu unserer Sicherheit, halten wir uns auch an die rigorosen Regeln und Massnahmen, die hier herrschen.
Viele der Kiwis, wie sich die Einwohner Neuseelands selbst nennen, sind nicht so unglücklich über die Situation eines Lockdowns. Da die gesamte Wirtschaft/Gewerbe etc. still stehen muss (ausser Lebensmittelläden), arbeitet pratisch niemand mehr und die Regierung wird allen 60% vom Lohn bezahlen. Hier gibt es bis heutigen Stand ca. 1‘200 Infiszierte, der Grossteil ist wieder genesen und einen Todesfall. Langsam hört man wieder Stimmen die von einem Rückgang auf Stufe 3 sprechen. Dies würde für uns bedeuten, dass wir zumindest wieder aufs Meer können, ev. vorher noch die Reparaturen gemacht werden könnten. Es gäbe uns etwas mehr Spielraum, etwas Erleichterung. Aber vor dem 24. April, dem offiz. Ende des Lockdowns, wird noch gar nichts geändert. Durehebe!
Auch wenn wir uns offiziell nicht weit weg von der Marina bewegen dürfen, so weiten wir unser Spazier-Revier fast täglich etwas aus. Vorgestern entdeckten wir in einem nächsten Stadtteil plötzlich ein Buschwalk in einem Park, wo viele Farnbäume, Nikauplamen, Manuka etc. wachsen und sogar einige Fliegenpilze. Es ist das Habitat zweier Tui-Familien. Wir essen gut, lesen viel und jassen ab und zu. Natürlich muss auch die (Hand-)Wäsche erledigt werden. Gottseidank war es bis jetzt meist ziemlich warm und somit ist es erträglich, auf dem Boot zu wohnen.

Auch wissen wir momentan noch nicht, wie und wann es von hier weiter geht. Mein Rückflug mit Singapore Airlines wurde gestrichen (nicht umgebucht!) und ich weiss somit nicht, wann ich zurück in die Schweiz fliegen kann. Auch ist sich Willy im Unklaren darüber, wann und ob er überhaupt ohne Probleme in Richtung Fiji, Vanuatu etc. weitersegeln kann. Momentan könnte man kaum ohne Probleme auf all den Inseln oder in Länder einreisen, ohne überall mit 14 Tagen Quarantäne rechnen zu müssen. Dazu kommt, dass Willys Mitsegler Silvia und Bruno im Moment in Australien „gefangen“ sind. Somit steht auch für Willys Weiterkommen alles in den Sternen.
Wie Willy stets sagt ............. „Segeln ist Nebensache“!
Wir wünschen euch zuhause alles Gute, bleibt gesund und hoffen auf baldiges Wiedersehen - frohe Ostern.
Willy und Dorothea












 

 

 

Weiterfahrt von Französisch Polynesien bis Neuseeland

Von Bora Bora bis Tonga
von 16°29 S (Breitengrad)/151°45 W (Längengrad) bis 21°08 S / 175°11 W / total 1‘656 SM

Anfang September bis Ende Oktober 2019
Am 7. September legten Peter und ich von Bora Bora ab, um nach 573 Seemeilen/in vier Tagen in Rarotonga, auf der Cookinsel einzuklarieren. Avatiu heisst der Hafen mit etwa 10 Anleger für Segler. Beim Anlegen setzt man den Buganker und fährt rückwärts an die Pier und befestigt das Boot mit den Heckleinen. In Griechenland übte ich dieses Manöver zur Genüge – man nennt diesen Anleger „römisch katholisch“. Über Funk meldeten wir unsere Ankunft, nach mehrmaligem funken, half uns der zuständige Marinero beim Anlegen. Zuerst kam eine Frau an Bord und befragte uns, ob wir Gemüse, Früchte und Fleischwaren mitführten – viel hatten wir nicht, aber sie nahm alles mit. Danach desinfizierte sie unser Boot mit einer Spraydose um alles zu vernichten was kreucht und fleucht! Als nächstes mussten wir dem Gesundheits-Inspektor all die Fragen über unseren gesundheitlichen Zustand beantworten. Zuletzt gingen wir zur Immigration und zum Zoll. Für diese ganze Prozedur füllt man etliche Formulare aus – das dauert eine Weile und die meisten Fragen wiederholen sich.
Rarotonga ist eine typische pazifische Vulkaninsel, mit einer zentralen Bergkette, deren Gipfel bis auf über 600 m reichen. Der Archipel bildet heute das unabhängige Territorium der Cookinseln, das in freier Assoziierung mit Neuseeland steht. Wir mieteten ein Auto für zwei Tage und erkundeten all die schönen Orte. Die Insel ist grün und hinter dem Atoll kann man beim Schnorchel vieles entdecken. Nach vier Tagen meldeten wir uns ab und mussten unverhofft und tief in die Hosentasche greifen – total kostete es uns 364 Neuseeland Dollar (ca. 240 CHF).

Rarotonga bis Niue 620 Seemeilen
In fünf Tagen erreichten wir Niue. Ankern ist grundsätzlich nicht gestattet. 12 Ankerbojen sind ausgelegt. Man fängt die Boje mit dem Bootshaken und verbindet mit zwei Leinen beidseitig das Boot – wir hatten Glück, es war die letzte Boje!
Zuvor in der Schweiz registrierte ich mich übers Internet beim Yacht Club Niue. Für einen mässigen Betrag erhielt ich eine Member Karte, dazu die Flagge des Clubs und die Landesflagge. Der Yacht Club zählt über 2500 Mitglieder und nur etwa 2200 Einwohner leben auf Niue. 1966 lebten hier noch 5200 Leute, die meisten wanderten nach Neuseeland aus. Niue ist selbständig, hat aber auch Beziehungen zu Neuseeland, die Währung ist der NZ-Dollar. Wöchentlich fliegt Air New Zealand zweimal nach Niue. 2004 fegte der Wirbelsturm Hete über die Insel und richtete übler Schaden an.
Fürs Einklarieren und an Land gehen ist man gefordert. Man fährt mit dem Dingi an die Pier und bedient einen Kran und hievt das Dingi aus dem Wasser, danach stellt man das Dingi auf eine Karre und setzt es auf die Pier. Wir überstanden diese Prozedur etliche Male schadlos.
Auch hier mieteten wir ein Auto für zwei Tage und erkundeten all die Sehenswürdigkeiten der Insel. Malerische Buchten luden zum Schwimmen und Schnorchel ein – natürlich gab es auch Restaurants, besonders genoss ich das Lion Red von Neuseeland. Die Strassen waren übersät mit Löchern – manchmal musste ich beim Slalomfahren überlegen ob ich auf der richtigen Seite fahre, es herrscht hier Linksverkehr.

266 Seemeilen bis Tonga, 197 Seemeilen bis Tongatapu
Nach einer Woche Aufenthalt verliessen wir nach dem Ausklarieren diese kleine Insel. Unser nächstes Ziel war Tonga. Das Königreich war früher eine Kolonie von Deutschland. In der Stadt Neiafu, welches im Norden liegt, mussten wir am Fischerhafen einklarieren. Drei Beamte kamen auf unser Schiff, der eine wog sicher 120 Kg - beim Verlassen unseres Schiffes hatte dieser Koloss einige Mühe sich auf die Pier zu hieven. Wie üblich erledigten wir den Papierkram. In dieser Bucht lagen mindestens 100 Schiffe. Leider bekamen wir keine Boje um festzumachen. Ca. 300 Meter ankerten wir entfernt vom Dingi-Dock, wo sich all die Yachties im Restaurant treffen.
Hier redet man über das Geschehene und Erlebte, aber die grosse Frage ist: wie komme ich schadlos nach Neuseeland. Wie wähle ich die beste Route, auf was für Wetter treffe ich, auf dieser 1‘100 Meilen-Fahrt? Vorträge werden gehalten, man bekommt Infos über Neuseeland und viele Neuseeländer Agenten werben für ihre Marinas. Es ist ein grosses Geschäft, denn ca. 500 Segler erreichen vom Pazifischen Ozean Ende Oktober Neuseeland.
In verschiedenen Etappen und 197 Seemeilen erreichten wir die südlichste Stadt Tongatapu. Hier bekamen wir Verstärkung für unsere lange Fahrt nach Neuseeland. Werner Hunziker begleitete mich auf der ArohaDorea vor drei Jahren in Griechenland. Er ist übrigens nicht pensioniert, sondern ist jetzt „neuorientiert“! Bevor wir Tongatapu verliessen, musste nochmals das Unterwasserschiff gereinigt werden. Drei Tonganesen erledigten diesen Job in drei Stunden für ca. 450 CHF.
Tonga ist bekannt für Buckelwale. Sie ziehen hier ihre Jungen auf und Ende Oktober ziehen sie weiter nach Süden. Leider sahen wir sie nur von weitem.

Die ruppige Fahrt nach Neuseeland, 1400 Seemeilen
Nach dem Einkauf der Lebensmittel, bestellte ich noch den Wetterbericht von Wetter Welt. Täglich bekomme ich per Iridium (Satalitentelefon) die Grib Files für das definierte Gebiet. Die Angaben bestehen aus Windrichtung, Stärke, Wellenhöhe und Strömung. Leider sind die Angaben nicht immer korrekt – das kennen wir von unserem Wetterguru Bucheli ja auch!
Was macht eine Crew auf dieser langen Fahrt? Man teilt die Wachen ein, man kocht, man isst, man wäscht ab, man liesst, man diskutiert, man schläft – wenn die Wellen nicht zu hoch sind. Wichtig ist natürlich, dass die Segel richtig stehen und dass man gute Fahrt macht und hofft, dass der Wind nicht allzu stark wird.

Von Tongatapu bis zum Minerva Reef und weiter nach Opua Neuseeland
Endlich Leinen los Richtung Neuseeland. Unterwegs ankern viele Segler im Minervareef, um gutes Wetter abzuwarten, um schadlos nach Neuseeland zu gelangen. Wir passierten das Reef in der Nacht und beschlossen, weiter zu segeln. Auf dem AIS sahen wir etwa 20 Schiffe, welche „zwischen ankerten“, darunter auch eine Schweizer Yacht, die KISU. Zuerst lief es ganz flott und die Richtung passte auch. Leider änderte die Windrichtung, deshalb mussten wir Kurs Westen steuern. Um nicht zu weit nach Westen zu gelangen, änderten wir den Kurs wieder zurück nach Osten. Durch dieses Aufkreuzen wird der Weg natürlich auch länger – rechnerisch wäre der Schlag nach Neuseeland 1‘100 Semeilen in ca. 10 Tagen gewesen, am Ende hatten wir 1‘400 Seemeilen zurück gelegt und brauchten dafür 12 Tage. Auf der Fahrt frischte der Wind auf und die See wurde rau – 5 Meter Wellen und über 30 Knoten Wind. Wir alle waren überzeugt, dass die ArohaDorea uns sicher nach Neuseeland bringen wird. Am zweitletzten Tag – plötzlich lief unser Boot aus dem Ruder, unser Autopilot gab den Geist auf, weil eine 17 mm Schraube an der Autopilotsteuerung brach. Wir mussten die Wache neu einteilen – zu Dritt, eine Stunde steuern und zwei Stunden pausieren. Zum Glück liess der Wind nach und zuletzt mussten wir die Maschine starten um noch bei Tageslicht in Opua einzuklarieren. Kurz vor der Marina begrüssten uns Delphine. Nach dem Einklarieren und all den Kontrollen vertäuten wir unsere ArohaDorea an einem zugeteilten Platz in der Marina.
Nach dem verdienten Ankertrunk genossen wir es, nach 12 Segeltagen die langersehnte Komfortzone auszukosten – duschen, rasieren, usw. Am Abend ging es feuchtfröhlich zu und her. Hiermit danke ich nochmals Peter und Werner für das gute Gelingen auf diesen nicht immer einfachen Überfahrten.
Peter verliess uns am nächsten Tag – er freute sich Neuseeland kennen zu lernen. Werner und ich segelten in zwei Tagen nach Whangarei, wo jetzt die ArohaDorea noch auf dem Trockenplatz steht.

Ende Januar reisen Dorothea und ich nach Neuseeland – die Reise geht weiter!
Lieber Gruss, Willy








Von den Marquesas zu den Gesellschaftsinseln

von 09°48 S (Breitengrad)/139° W (Längengrad) bis 16°29 S / 151° W / Total 1‘079 SM

Mitte Juli bis Anfang September 2019

Willy hatte in den drei Monaten Aufenthalt in den Marquesas einige Freundschaften mit anderen „Yachties“, resp. auch auf irgend etwas wartenden Leidensgenossen, geschlossen, was seine (und später auch meine) „Wartezeit“ etwas erleichtert. Wie z.B. Ulrike und Matthias aus DL, auch mit diversen Bootsproblemen, die Willy stets mit gutem Rat und Tat unterstützten und sich gegenseitig einluden. Oder z.B. der verrückte, sehr unterhaltsame Brad aus Australien. Ein junger Typ, der im Schnellzugtempo über den Atlantik und Pazifik segelte (er muss irgendwann wieder zurück zur Arbeit!), unterwegs immer mal wieder Fische fängt, diese brätelt, alle umliegenden Segler dazu zum Essen einlädt und alle mit unterhaltsamen Stories bestens unterhält. Der Russel aus England/NZ, der uns mit Kokosnuss beliefert und mit einem ca. 9 m Boot ohne Komfort, alleine über die Meere segelt. Oder der 74-jährige Jacques aus Belgien, der auf dem Ozean Mastbruch erlitt und während drei Monaten daher driftete, bis ihn die Strömung sozusagen auf den Marquesas angespült hatte, etc.etc. - alles interessante Leute mit viel unterhaltsamem Seemannsgarn und spannenden Lebensgeschichten.
Obwohl der Hafen von Atuona auf der Insel HivaOa von den Seglern nicht sonderlich geliebt wird (da sehr unruhig mit viel Schwell), bietet das Dorf selbst einiges. Bekannt ist das Museum für Paul Gaugin, dem berühmten Maler, der viele Jahre in der Südsee lebte und 1903 hier starb. Und das von Jacques Brel, dem Chansonnier, Piloten und Weltumsegler. Auch er lebte hier zuletzt und starb 1978. Beide Berühmtheiten fanden hier ihre letzte Ruhestätte auf dem wunderbar, etwas auf der Höhe gelegenen Friedhof von Atuona. Auch haben wir nochmals genügend Zeit, um unsere Vorräte aufzustocken. Aber die meiste „Wartezeit“ verbringen wir in der schönen und ruhigen Bucht Hanamoenoa auf der Insel Tahuata.

Endlich hören wir von Vincent, dass der neue Autopilot angekommen sei. Welch ein Glücksgefühl! Wir segeln zurück in die raue Ankerbucht von Atuona und lassen uns das Teil von Fred, dem Elektroniker, einbauen. Dabei jagt uns Fred nochmals kurz einen Schrecken ein als er meint, der neue Autopilot sei auch schon defekt. Super!!! Nun, langer Rede kurzer Sinn war er das gottseidank nicht und bald ging alles wie ein Örgeli. Bei der Rückfahrt in „unsere“ Bucht von Tauhata nochmals ein Schreck, der Plotter steigt immer wieder aus??? Dies nehmen wir etwas gelassener hin und in der Bucht liegen Ulrike und Matthias mit ihrer Bella. Sie geben uns zur (doppelter) Sicherheit noch ein zusätzliches GPS mit, welches Willy auf sein Ipad lädt, für den Fall, dass der Plotter unterwegs gang den Geist aufgibt.
Am 1. August schliesslich ist es soweit. Ich koche einen Pasta-Auflauf vor, schwelle Karfoffeln für spätere Tage, siede Eier hart und heisses Wasser für den Termoskrug, wohlweislich, dass das Kochen mit Krängung und grossem Wellengang unterwegs nicht mehr so einfach sein wird. Nach einem ausgiebigen Lunch heisst es endlich „Leinen los“ und wir legen ab in Richtung Südwest - byebye Marquesas. Lange bleiben wir in der Abdeckung der letzten Insel, dann aber kurz vor dem Eindunkeln - hier geht die Sonne täglich um ca. 17.45 h unter und steigt am Morgen um ca.
5.45 h wieder aus dem Ozean hoch - werden die Wellen immer grösser (gut 2,5 bis 3 m ), sodass alles so richtig rüttelt und schüttelt. Das Nachtessen lassen wir für heute bleiben (trotzdem es eigentlich vorgekocht war). Später teilen wir uns die Nachtschichten ein und zwar in je 3 Stunden - von 6 Uhr abends bis um 6 Uhr früh. Willy gibt mir Instruktionen, auf was ich achten soll auf dem Plotter und mind. alle 20 Minuten nach vorne schauen solle, um sicher zu gehen, dass kein Hindernis, sprich Schiff auf uns zukommt etc. etc. Mein Respekt vor dieser Wache ist gross. Dazu kommt, dass uns kein Mond begleitet (wir haben Neumond) und wir mit fast 30 Knoten Wind einen Wahnsinnsspeed von jeweils 7 bis zu 9 Knoten segeln - und das nur mit dem Grosssegel und der Fock. Bin jeweils froh, wenn Willy wieder übernimmt und dabei auch gleich immer auf seiner Seekarte (auf Papier) den aktuellen Standort einträgt (doppelte Sicherheit). Am ersten Tag erreichen wir ein Etmal (Tagesetappe) von 155 SM. Danach verliert der Wind von Tag zu Tag an Stärke und wir segeln meistens zwischen 3 bis 5 SM/Std. Am dritten Tag nehmen (gottseidank) auch die Wellen allmählich ab auf noch 1 bis 1,5 m, was total angenehm ist. So können wir wieder easy kochen und essen.
Unser Zwischenziel nach Tahiti sind die Tuamotu Atolle, insbesondere das zweitgrösste Atoll Fakarava. Viele Segler machen einen weiten Bogen um diese Atolle, da sie nicht einfach sind zu passieren und man überall mit Untiefen rechnen muss. Wir müssen genau berechnen, dass wir am Dienstagmorgen eine Stunde nach Flut durch den Pass segeln/motoren können. Das Wasser beim Pass (Eingang) des Atolls bewegt sich wild und wellig, so wie in einer Waschmaschine. Uff, geschafft, wir sind drinnen in der mega-grossen und wunderschönen Lagune des Atolls und das Wasser wird plötzlich ruhig, in etwa wie auf einem grossen See. Wir suchen uns einen guten Ankerplatz aus und gehen auf Nummer sicher, dass der Ankeruntergrund Sand ist und wir keinen Korallenkopf erwischen. Wir sind total glücklich, dass wir erstens nach fünf Tagen wieder einmal etwas ausruhen können und zweitens, dass wir es ohne Probleme geschafft haben und drittens, dass wir in einer wunderbaren Bucht vor dem Dörfchen Rotova liegen und wieder einmal schwimmen und auch einkaufen können. Das Fakarava Atoll ist 429 Quadratmeilen gross, besteht aus 41 kleineren und grösseren Inseln, die alle durch grosse Korallenbänke miteinander verbunden sind und ein etwas ovaliges Rechteck bilden. Die meisten Atolle haben einen Pass, Fakarava zwei. Wir suchen ein einigermassen gutes Internet auf, um unsere Mails/WhatsApp Nachrichten zu lesen und erkunden die Gegend per Velo. Unterwegs hält Willy plötzlich an, holt sich eine Kokosnuss von einer noch kleinen Palme am Wegrand, schlägt sie an einem Stein auf. Köstlich, wir stillen unseren Durst mit Kokoswasser, mmmh fein. Etwas später finden wir ein herziges Restaurant, welches uns für fast kein Geld einen mega Fischteller mit rohem mariniertem und auch gilliertem Fisch serviert. Wir fühlen uns wie im Paradies.
Zurück im Boot kommt plötzlich ein Paar im Dingi zu uns und Willy erkennt erstaunt und erfreut Martha und Yves (aus Südafrika und Belgien). Freunde, mit denen er in Ecuador und auch letzten Herbst bei Ankunft in den Marquesas viel Zeit verbrachte. Wir laden sie zu uns aufs Boot ein zum Essen und natürlich werden dabei viele Erinnerungen und auch neue Erlebnisse und gute Tipps ausgetauscht. Da für die nächsten Tage viel Wind angesagt, und diese Bucht vom Ostwind nicht sehr geschützt ist, raten sie uns, in die 30 Meilen entfernte, vom Südost gut geschützte Bucht Tumakohna zu fliehen.
Am nächsten Tag kaufen wir nochmals ein und segeln mit bereits starken Winden in diese traumhafte Bucht, wie es sich herausstellte, eine wirklich gut geschützte Bucht und für uns die bezauberndste, die wir je gesehen hatten. Sehr eindrücklich all die Nuancen von Blau bis Türkis und Smaragd. Hier relaxen wir nochmals einige Tage, geniessen Wanderungen dem Strand entlang oder über die frei gelegten Korallenbänke und natürlich ist Schnorcheln angesagt.

Nach zwei Tagen (knapp 500 km) Segeln ist wieder „Land in Sicht“ und wir legen in der neuen Marina, mitten in Papeete an. Endlich wieder einmal an einem Steg, wo man einfach aus dem Boot aussteigen und zu Fuss - ohne Dingi - flanieren, in einem Restaurant essen oder einkaufen gehen kann. Hier können wir auch die etwas in Mitleidenschaft gezogene Fock zum Flicken und die grosse Wäsche zum Waschen geben. Wir geniessen die vier Tage in einer Kleinstadt (Grösse in etwa wie Baden), die am Sonntag total ausgestorben und nur werktags etwas los ist. Willy‘s Stammbeiz ist die Bora Bora Lounge, hier essen wir am Tag unserer Ankunft wie die Könige in Frankreich - sehr nett bedient von einem Transvestiten.
Die Polynesier übrigens sind ein sehr hilfsbereites, freundliches, friedliebendes, tolerantes Volk, sehr gemütlich bis langsam und Geschäftssinn ist ihnen ein Fremdwort. Wir haben kaum irgendwo so saubere Inseln und Buchten angetroffen wie in Polynesien (das absolutes Gegenteil von Mittelamerika/Panama oder Indonesien). Plastik ist in vielen Läden bereits abgeschafft und in den grösseren Orten kann man den Abfall getrennt abgeben. Super. Man trifft oft auf Personen (speziell im Dienstleistungssektor), die man nicht wirklich als Mann oder als Frau erkennt - irgend etwas dazwischen, Gender, oder eben Transvestiten. Ein grosser Teil der Bevölkerung trägt Tatoos. Eine jahrhundertealte Tradition hier - wurde von den Franzosen einst verboten - und bei den Polynesiern mit meist viel Körpervolumen und braunem Teint passt es wunderbar.

Es bleiben uns noch beinahe drei Wochen Zeit für die Gesellschaftsinseln, eigentlich die bekanntesten hier in Polynesien. Nach Tahiti gehören dazu Moorea, Huahine, Raiatea, Tahaa und BoraBora. Es sind allesamt wirkliche Trauminseln mit jeweils einem grossen Reef aussen herum und mit div. Pässen zum hinein fahren und vielen schönen Korallenreefs und Sandbänken in den Lagunen. Wiederum wie in den Tuamotus einzigartig mit den fast kitschigen Blau-Tönen. Da wir hier mit dem Dingi schnorcheln gehen müssen und man vom Wasser nicht gut zurück ins Dingi steigen kann, entwirft und bastelt Willy eines Tages eine Strickleiter, die uns nun beste Dienste erweist. Unsere Favoriteninsel Huahine erkunden wir auch per Mietwagen und es ist einfach toll, wie viele unglaublich schöne Buchten wir hier von einer anderen Perspektive aus zu sehen bekommen. Natürlich fasziniert uns auch die überall üppige, tropische Vegetation.
Unser Ziel, d.h. letzte Etappe in franz. Polynesien ist die Trauminsel Bora Bora, die einzigartigste (auch teuerste) der Gesellschaftsinseln. Hier können wir vor dem Bora Bora Yacht Club an einer sicheren Boje festmachen und sind somit vor dem angesagten Starkwind aus Osten sicher. Die Wettervorhersagen hier sind eher enttäuschend. Bald stellt sich heraus, dass Peter Müller, ein Freund von uns, der Willy bis NZ begleiten wird, bereits hier auf uns wartet und wir alle feiern unser Wiedersehen mit einem schönen Essen im Yacht Club. Gottseidank müssen wir nicht mehr weit mit dem Dingi zum Boot!
Für mich heisst es hier Abschied zu nehmen - mit einem lachenden und einem weinenden Auge - und Willy und Peter und der ArohaDorea eine gute und sichere Fahrt bis Neuseeland zu wünschen (in Gedanken werde ich sie begleiten).
Mascht und Schottbruch und machets guet
Eure Dorothea








 

 

 

Meine Passion – Warten und Hoffen

Nach drei Monaten endlich auf den Marquesas ablegen Richtung Tahiti!

Nach all meinem langen Warten auf irgendetwas was bestellt wurde, nicht funktionierte oder defekt war, wird nun der neue Autopilot und Kompass eingebaut.

Vor der Einwasserung anfangs Juni, bemerkte ich, dass die Hydraulik-Ventile am Ruder korrodierten und deshalb undicht waren. Die Bestellung bei Alubat, Frankreich dauerte drei Wochen. Nachdem alles funktionierte schwamm nach der Einwasserung die ArohaDorea wieder mit Bug- und Heckanker im unruhigen und mit Schwell befallenen Hafen von Atuona (Insel Hiva Oa).
Auf meiner ersten Fahrt zur Bucht Heianapa, im Norden von Hiva Oa, versagte der Autopilot, trotzdem genoss ich drei Tage in der wunderschönen Bucht, bevor ich nach Atuona zurück segelte. Vincent, der Besitzer der Marina wollte den Autopiloten in Frankreich bestellen – nach zwei Wochen hatte er keinen Bescheid über die Lieferung, so gelangte ich direkt an den Bootsausrüster „Defender“ in der USA und bestellte ihn dort – auch das dauerte wieder!

Am 15. Juli sollte ich mit meinem Boot eigentlich in den Tuamotus auf dem Atoll Fakarava sein, um meine Frau Dorothea dort an Bord zu nehmen. Nach all diesen Verzögerungen beschossen wir, dass Dorothea auf die Marquesas fliegen sollte. Auch dies war ein grösseres Unterfangen, da sie zuerst zweimal in Papeete (Tahiti) nächtigen und infolge schlechten Wetters am 16. auf der Insel HivaOa nicht landen konnte und wieder nach Papeete zurückfliegen musste. Ganze sieben Stunden in der Luft umsonst!. Beim zweiten Anlauf klappte es und ich konnte Dorothea endlich in die Arme nehmen. Das lange Warten wurde somit schlagartig etwas erträglicher.

Nachdem der Autopilot angekommen und eingebaut worden ist, die letzten Einkäufe getätigt, segeln wir heute nochmals in die herrliche Bucht von Tauhata, und morgen weiter in die Tuamotus, die wir in hoffentlich fünf Tagen erreichen werden. Das Wetter zeigt sich von der besten Seite, Wind von Südost, 20 bis 25 Knoten.

Herzliche Grüsse
Willy

 

 

Die lange Fahrt über den Pazifik nach Hiva Oa, Marquesas

23 Tage, 3'000 Seemeilen, 5'556 Km

Bilder von Galapagos und Marquesas

Der Pazifik ist mehr als zweimal so gross wie der Atlantik, umfasst 165 Millionen Quadratkilometer und ist grösser als die ganze Erd-Landfläche.

Am Mittwoch 29. August verliess ich die schöne Insel Santa Cruz, Galapagos.
Es war schon ein spezielles Gefühl, diese lange Fahrt in Angriff zu nehmen, aber ich hatte schliesslich Erfahrung von der Fahrt über den Atlantik. Am Anfang segelte ich unter halben Wind, nach einigen Tagen, drehte der Wind auf Südost, somit konnte ich die Genua ausbaumen. Zwischendurch schob mich der Wind mit 30 Knoten kräftig, sodass wir über 8 Knoten Fahrt machten. Man notiert sich immer die gesegelten Meilen innert 24 Stunden, man nennt das „Etmal“. Die längste zurückgelegte Fahrt: 153 Seemeilen und die kürzeste: 101 Seemeilen. Wellen gab‘s auch zwischen 2 und 3 Meter. Der Equadorial-Strom schob mich am Anfang über 1 Knoten, später nur noch einen halben. Die Strömung kam meist mit den Wellen von Südosten.
Wie vergehen die Tage – die Sonne kommt aus dem Meer, es ist Morgen, die Sonne geht unter, es wird Nacht – man gewöhnt sich daran und man kann nichts daran ändern!

Was mache ich die ganze Zeit? Den Menuplan erstellen, die Esswaren auf Genüsslichkeit kontrollieren, das Essen tanzend in der Pantry zubereiten, das Essen geniessen, am Schönsten beim Sonnenuntergang! Immer sass ich Restaurant vorne, mit rundum Sicht und an bester Lage. Der Abwasch muss auch erledigt werden und dies kann auch gefährlich werden. Denn, einmal habe ich mich geschnitten - weiss nicht mehr genau, wie ich das schaffte?

Die ArohaDorea will, dass sie fit bleibt und dass der Capitano ein Auge auf sie hat – er liebt sie ja so sehr! Man kontrolliert die Segel, ob keine Schäden entstanden sind. Prompt musste ich bemerken, dass bei der Genua eine 40 Zentimeter lange Naht aufging. Die Batterien müssen auf die Ladung überprüft werden. Zum Aufladen wirft man den Motor an. Mein Wassermacher – ich taufte ihn „Henry“ (hol Wasser, hol Wasser oh Henry) - produziert aus Salzwasser in der Stunde 60 Liter Süsswasser. Die Gasflasche wenn sie leer ist auswechseln. Wichtig ist natürlich wo man sich befindet. Der Plotter navigiert und der Autopilot steuert auf das Ziel zu. Logbuch führen mit den Eintragungen der Positionen und alles, was für Mann und Boot wichtig ist.
In Französisch Polynesien spricht man französisch, das zwingt mich, mein Französisch aufzufrischen. Glücklicherweise besitze ich ein kleines Büchlein von PONS „Französisch für Zwischendurch, täglich 10 Minuten“ – es waren Stunden! Ich hoffe, dass sie mich auf den Marquesas auch verstehen.

Begegnungen auf der Fahrt: ausser Wasser, Wolken und Wellen, begleiteten mich dreimal Delfine, die fliegenden Fische sammelte ich täglich ein und warf sie über Bord, manchmal steuerten sie auch ins Cockpit, die stinken bestialisch.

Land in Sicht:
Endlich am Morgen, 21. September, 11.30 Uhr Ortszeit – ist übrigens unser Hochzeitstag, Dorothea, und wir sind 39 Jahre verheiratet – Land in Sicht! Und zwar die Inseln Fatu Hiva und Hiva Oa. Ich steuerte die Bucht Baie Puamau auf der Nordostseite der Insel Hiva Oa an und setzte den Anker. Stundenlang konnte ich die Sicht auf saftiges Grün der Insel geniessen. Am zweiten Tag erkundete ich das kleine Dorf. Die Menschen sind eher reserviert, aber sie leben in einem wunderschönen, grünen Paradies, mit vielen Blumen, Kokospalmen und Bananen Sträucher. Die Kokosnüsse werden halbiert und an der Sonne auf einer Pritsche getrocknet. Am Sonntag wollte ich zur Kirche gehen, um an der Messe teilzunehmen, aber der Schwell beim Betonpier war zu stark. Beim Anlegen am Vortag klappte es erst beim dritten Versuch. Um das Dingi zu schützen, benutzte ich seitlich zwei Fender und ein kleiner Schirmanker. Am dritten Tag ging meine Fahrt, 20 Seemeilen zum Hafen Atuona, Hiva Oa, Marquesas. Total von Galapagos waren es ziemlich genau 3‘000 Seemeilen, 5‘556 Km. Die Anker-Bucht, welche mit einem kleinen Betonpier geschütz ist, nützt nicht viel, somit ist auch sie vom Schwell beeinträchtigt.

Ankermanöver:
In der Baie Puamau, traf ich alle Vorbereitungen um mit den beiden Ankern das Maöver zu fahren. Ich fuhr zu hinterst in die Bucht so weit es die Tiefe erlaubte, machte eine Wende und liess den Heckanker mit 12 Meter Kettenvorlauf fallen und fierte langsam die 40 Meter Leine, bis das Boot stoppte und der Anker hielt. Dann setzte ich den Buganker und fuhr 20 Meter rückwärts, musste aber laufend die Leine des Heckankers dicht nehmen – kappte auch! Ein Trimaran musste Fremdhilfe annehmen, die mit dem Beiboot manuell den Heckanker ausbrachten, nach drei Versuchen hielt der Anker. Ein Amerikanisches Boot hatte auch Mühe. Nach dem dritten misglückten Versuch, verliess er beim Eindunkeln die Bucht und am nächsten Tag kam er wieder zurück um zu ankern.

Atuona ist zu Fuss 45 Minuten entfernt. Auf dem Weg dahin, hielt ein Auto und nahm mich mit. Hoch über dem Dorf, besuchte ich die Grabstätten des Malers Paul Gauguin und des Chansonniers und Schauspielers Jacques Brel, welcher nur 49 Jahre alt wurde. Anschliessend klarierte ich bei der Gendarmerie ein, dies war eine kurze Geschichte. Ich musste all meine Trinksamen angeben und all die anderen Daten, bekam die Kopie des Formulars zurück mit der Anschrift der Immigration in Tahiti, musste es auf der Post abstempeln lassen, der Versand kostete ca. CHF 2.50 und fertig! Auf dem Rückweg hielt wieder ein Auto und nahm mich mit.
Es freute mich jeweils sehr, immer wieder bekannte Segler, die ich aus Panama oder Ecuador oder von sonstwo kannte, wieder anzutreffen. Dies wurde jeweils ausgiebig zelebriert - mit einem Sundowner oder einem gemeinsamen Nachtessen.

Nach einer Woche und bei Hochwasser, wurde mein Boot mit einem speziellen Anhänger aus dem Wasser gehoben. Nun steht die ArohaDorea auf Böcken und Stützen, bis ich im nächsten Jahr anfangs Mai wieder zurück komme. Nach zweieinhalb Tagen Flug über Tahiti, Los Angeles und Paris, wurde ich in Zürich von meiner Frau Dorothea wärmstens empfangen.

Herzlichen Dank für all die Mails, die ich von Euch erhalten habe. Leider war mir es nicht immer möglich zurück zu schreiben und zu danken!

Ich wünsche allen einen goldenen Herbst und ein nicht allzu kalten Winter – vielleicht treffen wir uns mal irgendwo, wäre schön!

Liebe Grüsse
Willy

 

 

 

Pazifik /alles repariert.

Endlich verlasse ich Bahia de Caraquez!

Bilder von Galapagos

Weiterfahrt zu den Galapagos, Isla Cristobal, 02. August 2018

Endlich konnte ich anfangs August, nach all den Reparaturen und Warten auf Ersatzteile, wieder weiter segeln – wurde ich schlussendlich einen ganzen Monat in Ecuador aufgehalten.
Zuerst musste ich das Hochwasser abwarten, damit ich genügend Wasser unter meinem Rumpf zum Auslaufen hatte. Nach der Ausfahrt begrüssten mich Delfine, ein gutes Omen. Bis weit in den Südwesten ca. 100 SM, traf ich immer wieder auf Fischer. In der Nacht warnen sie mit Laserstrahlen, wenn sie das Netz an zwei Bojen befestigen '" fast hätte ich eine umgefahren. Konzentrierte mich auf die Laserwarnung und wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was das zu bedeuten hatte. Glück gehabt!
Am Anfang war die Windrichtung nicht zum Besten, musste Motoren. Aber als ich nach Westen drehen konnte, ging es flott voran. Nach fünf Tagen war ich am Ziel, Puerto Baquerizo Moreno, San Cristobal auf GALAPAGOS. Meine Anker-Position im Hafen: 00°53.806 S / 089°36.550 W, 8 Meter Tiefe 30 Meter Kette, hielt ausgezeichnet! Nach meiner Ankunft, kam ein Boot-Taxi und machte mich darauf aufmerksam, dass mein Boot schmutzig sei (dies, obwohl ich es vor meiner Abfahrt in Ecuador nochmals putzen liess?). Ich stürzte mich ins Wasser, ausgerüstet mit Tauchanzug, Brille, Spachtel und reinigte das Unterschiff, eine Stunde lang. Dann kam er wieder und sagte, dass ich aufhören soll zu reinigen - ja, es hatten sich bereits wieder Muscheln und sonstige Tierchen angesetzt – ich erfror fast während dieser Stunde und dies trotz Tauchanzug. Kaum aus dem Wasser kamen die Einreisebehörden zu Viert auf mein Boot. Die übliche Kontrolle sowie ein Taucher, der mein Schiff inspizierte. Gottseidank war er zufrieden. Ein Boots-Nachbar sagte mir, dass zwei Boote weggeschickt wurden, weil sie nicht sauber genug waren. Puerto Baquerizo Moreno ist ein schöner Ort mit vielen Beizen und guten Einkaufsmöglichkeiten. Wenn Du an Land gehen möchtest, kannst Du ein Boot-Taxi bestellen, Kanal 14. Am Abend ab 21.00 h aber ist Schluss mit dem Taxidienst.

Ich blieb eine Woche auf der Insel San Cristobal, machte Ausflüge, mietete ein Mountainbike und buchte einen Tagesausflug zur Loboinsel. Auf der Wanderung durch die kleine Insel, begegneten wir den tanzenden Boobies, das sind Vögel mit blauen Füssen (Blaufusstölpel). Auch die Fregattenvögel mit ihren Jungen im Nest, liessen sich nicht stören. Natürlich sahen wir auch viele Seelöwen mit ihren Jungen. Danach schnorchelten wir eine Stunde entlang der Küste. Die Seelöwen schwammen mit uns sowie Schildkröten, Rochen und farbige Fische begleiteten uns im "seeehr" kalten Wasser. Eines Nachts kriegte ich sogar Besuch eines mächtigen Seelöwens in meinem Cockpit. Auch eine Seelöwen Mutter mit Jungen machten es sich hinten auf meinem Boot gemütlich (s. Foto).

Am 15. August segelte ich zur nächsten Insel, Santa Cruz. Die Sonne schien und der Halbwind von Süden schob mich mit fünf Knoten Richtung meinem Ziel. Auf der Höhe der Insel Santa Fe brach der Schäkel vom Gross-Schot-Traveller. Hastig strich ich alle Segel, unter Motor erreichte ich mein Ziel. Auf der Fahrt konnte ich den Schaden mit einem neuen Schäkel beheben.
Kaum hatte ich den Anker gesetzt, bekam ich auf Funk die Nachricht von meinem Agenten, dass ich auf dem Schiff bleiben soll. Nach ca. 20 Minuten kamen zwei Offiziere und wieder gab es viele Papiere zu unterschreiben und dazu kontrollierte man mein ganzes Schiff wieder '" alles in Butter!
Der Hafen ist nach Süden offen und ist daher nicht sehr gut geschützt, mein Schiff tanzt, es ist nicht Tango, es ist eher 'Rock'n Roll'.
Am Tag darauf besuchte ich das Charles Darwin Center. Hier züchten sie Schildkröten, aber auch endemische Planzen stehen auf dem Programm.
Am zweiten Tag wanderte ich zur Tortuga Bay. Der Weg führt durch Mangroven und einheimischen Kakteen, die als Schildröten-Nahrung dienen. Der feinkörnige, weisse Sandstrand ist die Geburtstätte der Schildkröten. Hier vergraben sie ihre Eier.

Auch mein Ausflug zur Insel Isabela gefiel mir sehr. Abfahrt in Santa Cruz am frühen Morgen und während zwei Stunden in einem kleinen aber schnellen Motorboot. Im Hostel Tore Real übernachtete ich zweimal – erstmals wieder einmal tief schlafen an Land und ohne Ge-Schaukel! Hier besuchte ich zu Fuss die Centro de Crianza Tortugas Aufzucht. Auf dem Fussweg durch die Mangroven und entlang den Wasserteichen begegnete ich Flamingos und vielen Eidechsen. Die Schildkröten sind besonders gross und mit der Aufzucht ist man sehr erfolgreich. Die männlichen Schildkröten sind sehr willige und potente Tiere (siehe Fotos). Auf dieser Insel sind die Iguanas (Echsen) besonders zahlreich, manchmal sind ca. 100 Exemplare auf kleinstem Raum beieinander und geniessen die wärmende Sonne. Am zweiten Tag buchte ich den Tintoreras-Ausflug (Tintoreras steht für Tiburon-Tortuga-Raya, zu deutsch: Haifisch, Schildkrten und Rochen). Nach kurzer Fahrt mit dem Boot sahen wir die berühmten blaufüssigen Tölpel wieder. Auf einem Fussweg über die Lavasteine gab es weitere Iguanas zu sehen, aber auch Reiher und Schildkröten und die roten Krebse leben in diesem Naturreservat. Zurück zum Boot, bezogen wir die Schnorchelausrüstung inklusive Tauchanzug und erforschten wieder eine eindrückliche Unterwasserwelt. Wir begegneten Schildkröten, Stingrays, farbigen Fischen und kleinen Seepferdchen. Korallen gibt es auch, aber nicht so farbige wie in Bali. Das Wasser war kalt und alle waren froh, wieder an Bord zu gehen.
Das Städtchen Villamil ist sehr übersichtlich und die meisten Leute arbeiten hier für den Tourismus.
Am zweiten Tag fuhr ich nachmittags wieder zur Insel Santa Cruz zurück, glücklicherweise war dies ein besseres Schiff, man sass hintereinander wie in einem Flugzeug '" die Fahrt war sehr angenehm. Meine ArohaDorea war noch da '" der Anker hielt, juhui.

In einigen Tagen breche ich zu meiner langen Fahrt auf, zu den Marquesas. Es steht nun ein Segeltörn von nicht weniger als 3'000 Seemeilen oder 5'500 Km bevor. Wenn meine ArohaDorea 5 Knoten Fahrt macht, brauche ich dafür ungefähr 25 Tage. Bin gespannt.





Liebe Grüsse
Willy

 

 

Pazifik /erster Zwischenbericht

Odyssee-Fahrt von Panama nach Galapagos

Bilder von Panama nach Galapagos

Am 20. Juni startete ich von der Marina Playita, Panama um in ca. 12 Tagen in Galapagos den Anker zu setzen – alles kam anders!
Zuerst hatte ich keinen Wind, dann den Wind von Südwesten und der Strom war auch auf der Nase. Musste immer aufkreuzen. Ich glaube es war am dritten Tag, Gewitterzellen waren ringsherum. Der Wind frischte auf, daher reffte ich meine Segel. Wind (30 Knoten) und Wellen bewegten mich, den Elementen zu entkommen. Meine Fahrt ging nach Nordwesten, also wieder zurück! Nach etwa zwei Stunden legte sich der Wind und ich konnte wieder Richtung Süden aufkreuzen. Nach dem sechsten Tag segelte ich mit Motor-Unterstützung – dann geschah es – der Motor hustete kurz und dann war es ruhig, nur noch Wind und Wellen waren zu hören. Fazit, nun kann ich nur noch segeln.
Mit meinem Iridium-Telefon sendete ich ein Email an meinen Galapagos Agenten und erklärte ihm die Situation, dass ich so nicht zu den Galapagos Inseln weiter segeln kann. Er empfahl mir nach Puerto Amistad, Bahia de Caraquez zu segeln und da meinen Motor wieder in Ordnung bringen zu lassen.
Am 29. Juni hätte ich dieses (Zwischen-)Ziel beinahe erreicht, aber der Wind zwang mich dazu, nochmals 40 Meilen nach Nordwesten zu segeln und dann mit einer Wende und zusätzliche 60 Meilen Richtung Bahia Caraquez zu gelangen. Etwa 20 Meilen vor meinem Ziel, stellte der Wind ab, das Meer war spiegelglatt und kein Lüftchen war zu spüren. Nach ca. zwei Stunden füllten sich die Segel wieder und wenig später ankerte ich in der Bucht von Bahia de Caraquez.
Wie empfohlen von meinem Agenten, funkte ich dem Hafen, bekam aber keine Antwort. Ich bereitete mich schon vor, dass ich kochen und die Nacht vor Anker verbringen muss.
Da kam ein Fischerboot auf mich zu und gab mir zu verstehen, dass er mich in den Hafen abschleppen würde. Zuerst war ich unentschlossen, willigte aber mit etwas Unsicherheit zu. Ich übergab ihm meine Bugleine und er zog mich mit seinem Fischerboot durch diese Einfahrt, kreuz und quer an den Sandbänken vorbei bis zu meiner Boje, wo ich jetzt immer noch liege. (Alle Schiffe werden bis zum Hafen begleitet. Der Grund dafür ist, dass die Wasseroberfläche bei Ebbe und Flut um 1.50 Meter variiert.
Am Sonntag war Ruhetag. Am Montag kam ein Mechaniker vorbei und in kürzester Zeit fand er heraus, dass der Diesel unsauber sei und dass es Ablagerungen im Tank hätte, denn der Schlauch vom Tank zu den Vorfiltern war blockiert. Trotz meinem Dieselzusatz bildeten Bakterien Pilze (siehe Bilder). Wir entleerten den Tank, ca. 300 Liter, reinigten ihn von den Pilzen und füllten ihn wieder mit neuem Diesel auf. Jetzt habe ich wieder 400 Liter sauberen Diesel und der Motor läuft wieder - juhui.
Nächstes Problem, mein Autopilot verlor hydraulisches Öl. Nach dem Ausbau fanden wir heraus, dass eine Dichtung kaputt war und dass sich ein Kugelgelenk nicht mehr bewegte. Wir fuhren mit dem Taxi nach Manta (160 km, kostete USD 45.-) um diese Dichtung zu kaufen, leider erfolglos kehrten wir wieder zurück. Am nächsten Morgen kam der Mechaniker mit Namen „Washington“, die Einheimischen nennen ihn „Washo“, mit dem Autopilot zurück. Ich fragte ihn, ob er jetzt funktioniere, „claro, es como un nuevo“, kam seine Antwort. Aber woher hast Du die Dichtung, fragte ich ihn – er ging zu einem Schuhmacher, welcher ihm die neue Dichtung aus Gummi fabrizierte. Und so funktionierte auch der Autopilot wieder wie neu.

Für all diese Arbeiten brauchte Washo 24 Stunden und die ganzen Reparaturen kosteten 720 US Dollar. Ich lud ihn zum Mittagessen ein, gab ihm ein Trinkgeld und bedankte mich herzlich – er war hoch erfreut, nicht nur über das Trinkgeld, sondern dass er mir helfen konnte.
Ich kenne jetzt einen guten Mechaniker und habe einen guten Freund in Ecuador!

Letzte Reparatur: Ich wollte mit Motor die Batterien laden und bemerkte, dass der Alternator nicht mehr funktioniert. Wieder kam Wascho mit einem Elektriker, sie bauten den Alternator aus und gingen in die Werkstatt. Der Regler war im Eimer, sie hatten natürlich kein Ersatz, mit einem Draht überbrückten sie die tote Stelle, bauten ihn wieder ein – und es funktioniert. Es wurde mir empfohlen einen Ersatz zu organisieren. Von Panama könnte ich einen neuen Alternator nach Galapagos bestellen, muss schauen, ob es möglich ist?

Ich hoffe, dass meine Reise am Mittwoch 11.7. ohne weitere Probleme weitergeht und freue mich nun auf Galapagos!

Herzliche Grüsse
Willy